Baumblüte – Altes Land

Auf dem Rundgang durch das große, blühende Gelände, später mit dem Blüten-Express durch die Anpflanzung, sowie bei der Hofführung, konnten wir über Abläufe und Sorgen eines Apfelbauern einiges erfahren. Durch zahlreiche Nachfragen wurden für mich die Lebensbedingungen immer deutlicher.

Herr Lühs vom Herzapfelhof, erzählte davon, dass viele Obstbauern aufgegeben haben. Ein zweites „Standbein“  mindert das Risiko der Erwerbstätigkeit. Pensionszimmer, ein Hofladen, die möglichst große Produktpalette, Baumpatenschaften, Hof- und Anbauführungen,  wollen überlegt und gemacht sein. Gelees und Säfte wollen gekocht oder beauftragt  werden. Apfelsorten für den Verkauf gebündelt und gelagert werden. Personal ist und bleibt knapp. Besonders in der Pflück-Saison, da jeder Apfel mit der Hand gepflückt und vorsichtig gelagert wird. Druckstellen müssen vermieden werden und schmälern die Lagerfähigkeit und Haltbarkeit. Bei dieser Gelegenheit fand ich es sehr interessant zu erfahren, dass einige Tage vor dem Pflücken, die Blätter mit einem Gebläse vom Baum gepustet werden. Das erleichtert später das Pflücken und gewährt den Früchten noch ein paar Tage ungehindert Sonne pur.

Dann sind da noch die Auflagen, die das Ministerium für Landwirtschaft und Ernährung vorgeben. Der Herzapfelhof ist ein Hof im Biologischen Anbau. Das heißt, es darf kein Kunstdünger verwendet werden und auch  keine Insektizide. Die Insekten fliegen aber natürlich trotz dem und ihr Schaden muss eingegrenzt werden. Herr Lühs zeigte uns elastische Bänder, die mit einem Pheromon (ein Hormonlockstoff) überzogen sind. Die werden in regelmäßigem Abstand in die  Spitzen der Bäume gebunden. So bleibt der Schaden begrenzt und die Insekten getäuscht.

Auch im Verkauf an große Firmen und Marktplayer hat der Obstbauer schlechte Karten. Die Preise werden diktiert. Die Firmen nehmen gern große Äpfel,  große Früchte, mehr Gewicht, mehr Gewicht mehr Geld. Früher wurden die Obst-Abteilungen abends geräumt, das Obst kam an kältere Standorte. Wenig Personal, weniger Aufwand verlangt besondere Bedingungen, andere Temperaturen sind Herausforderungen an Sorten.

Sorten haben lange Entwicklungsphasen, bis zur Produktion (ca. 20 Jahre), der Markt ist da schneller und die Trends auch, die oft von der Werbung geführt werden.

Was wird aus kleineren Äpfeln, die nicht angeboten werden? Der Geschmack wird nicht durch die Größe, sondern durch Standort, Sonneneinstrahlung und Pflückzeit beeinflusst.

Was ist mit Äpfeln, die kleine Schönheitsfehler haben und nicht ganz perfekt sind?

Kommen die Kisten  mit den gepflückten Äpfeln im Hof an, dann kommen sie in ein Bad. Dort versucht man die Keimbelastung vor der Einlagerung zu minimieren. Von dort laufen sie automatisch und von der Kamera vielfach überprüft, in Sortierstraßen. Schlechte oder beschädigte Äpfel werden aussortiert, die Größe und Gewicht bestimmt. Gleiche Früchte werden abgepackt. Die handelsüblichen Abpackungen verlangen gleiche Größen.

Die Äpfel können in hohen Lagerräumen zwischengelagert werden. Der Sauerstoffgehalt wird in diesen abgedichteten, speziellen Räumen auf 1 Prozent heruntergefahren. So kann der Reifungsprozess verlangsamt werden und der Obstbauer kann den Markt gezielt bedienen. Auch hier hat neue Technik deutliche Stromersparnisse möglich gemacht. Nur kann kein Obstbauer ohne Bankenunterstützung umrüsten. Die Nachweise für eine langfristige Kreditrückzahlung müssen als Vorgabe erfüllt werden.

Mich hat ein Laeser fasziniert. Mit ihm konnte man, je nach Wunsch, Motive oder Sprüche in die Apfelschale schreiben. Wir konnten Modelle sehen mit Sprüchen zur Hochzeit, Taufe, Geburtstage oder was man sich so ausdenken kann. Als kleine Erinnerung an das Fest.

Dann bleiben da noch die Schwierigkeiten, die durch das Wetter bedingt sind. Jetzt, Ende April, gab es Temperaturen um null Grad. Eine Warnapp auf dem Handy weckt den Apfelbauer, die Beregnungsanlage muss gestartet werden. Überall im Feld sind regelmäßig hohe Beregnungsstangen verteilt. Der Apfelbauer bezieht sein Wasser aus zwei großen Teichen und vernebeln das Wasser über den Bäumen. Sinkt die Temperatur unter dem Gefrierpunkt, erfrieren die Blüten. Der Blühbeginn war in diesem Jahr etwa drei Wochen früher. Herr Lühs erzählte, dass seit 1933 der Blühbeginn um 25 Tage nach vorne gewandert ist. Da bis Mai solche Not-Situationen eintreten können, ist Frostschutz im Obstbau sehr wichtig. Durch die Beregnung wird sogenannte Kistallisationswärme freigesetzt. Sie entsteht, wenn das Wasser seinen Aggregatzustand von flüssig zu fest ändert. Das Eis legt sich dann wie ein Schutzpanzer um die Blüten und hält die Temperatur bei null Grad.

Es muss ein atemberaubender Anblick sein, durch so einen Kristallpalast zu wandern.

Ein Helfer auf den Feldern sind die Bienen. Gegen Ende April kommen sie auf die Anbauflächen. Die Hummeln fliegen schon bei niedrigeren Temperaturen. Die Bienen brauchen Mindesttemperaturen von 12 Grad und schönes Wetter, um sich aus ihren Stöcken zu trauen. Der Vorteil der Bienen ist ihr größerer Flugradius. Bis zu 3 km bewegen sie sich von ihrem Volk weg und können so eine Vielzahl Pollen unterschiedlicher Sorten sammeln. Obstbäume sind selbststeril und brauchen den Pollen einer fremden Sorte um eine Frucht auszubilden.

Die Bäume werden ca. alle 7 Jahre ausgetauscht. Zulieferbetriebe produzieren, auf ihren Plantagen, die  Ersatz-Bäume.

Die Bäume werden zweimal im Jahr beschnitten. Auch das erfolgt, bei dieser großen Menge an Bäumen, maschinell.

  1. MO