Madeira, Teil 6

Levada – Wanderungen und Porto de Sao Lourenco

An der Hotelrezeption habe ich mehrfach Levada – Wanderungen gebucht. Eine nannte sich : Mimosen-Levada.

 Wie bei allen Levada-Wanderungen, begleitete uns das fließende Wasser, in den schmalen Rinnen, über die gesamte Wegstrecke.

Eine wunderschöne Wanderung, an blühenden Mimosen – Bäumen vorbei. Wir umrundeten einen Talkessel. Unter uns die Terassenfelder, hangaufwärts Wohnhäuser mit Gärten. Ein alter Mann hat unsere Gruppe kommen sehen und kam mit einem Korb voll leckerer Früchte. Alles frisch gepflückt, aus seinem Garten. Kleine Bananen und  leckere Mispeln fanden ihren Käufer.

Eine weitere Wanderung nannte sich: Am Forsthaus.

 Anfangs ein sehr bequemer Weg, der durch ein Waldgebiet führte. Dann wurde der Weg immer abenteuerlicher. Ein naher, bewaldeter Abhang mit sehr schmalem Weg folgte.

Das Drahtseil, an einigen Stellen als Geländer, ließ kein sicheres Gefühl aufkommen. Die nahe Felswand war mit Moosen bewachsen. Ja, ich konnte sogar die Blätter einer Orchidee

ausmachen. Als uns eine Wandergruppe entgegenkam, mussten wir auf die Einfassung der Levada steigen. Ein Fuß auf der Einfassung, ein Fuß an der Felswand, so konnte es gehen. Die

Gruppe konnte den sehr schmalen Weg passieren. Die Wanderung führte uns in einen Felsen – Kessel, in dem sich die Wege gabelten. In dem Felsen – Kessel ragten die Felswände steil auf. Eine Wasserrinne, von Geröll gefüllt, war tief in den Felsen eingegraben. Sie verlief die Felswand herab und führte nur wenig Wasser. Die Rinne war weitläufig von großen Farnen umgeben.

Wir machten uns bereit durch einen Felsdurchbruch zu gehen. Taschenlampen oder Stirnlampen wurden verteilt. Nachdem alle mit Licht ausgerüstet waren, ging es durch den fast mannshohen, dunklen Tunnel. Eine gemauerte Levada – Leitung begleitete unseren Weg. Ein kleines, spannendes Abenteuer, bei dem man gut darauf achten musste, sich nicht den Kopf an der niedrigen Felswand zu stoßen.

Die Einstiegsstellen zu den Levadas sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln oft schwierig zu erreichen. Da hat die geführte Gruppe den Vorteil, vom Hotel bis vor Ort, gebracht zu werden.

Bei unserer Rast, im Kessel, kam ich mit unserem Gruppenleiter ins Gespräch. Es stellte sich heraus, dass er Biologe war. Ein kleiner Schwatz über Orchideen an der Felswand und der Botanik folgte.

Meine Wanderung über die Halbinsel  Porto de Sao Lourenco musste ich selbst organisieren. Die Beratung im Hotel schickte mich zum großen  Busparkplatz, nach Funchal.

Dort sollte ich den Bus in Richtung Canical nehmen. Ich irrte auf dem Busbahnhof herum und konnte keinen Fahrplan finden, der als Zielort Canical hatte. Schließlich fasste ich mir ein Herz, kramte meine Englischbrocken zusammen und befragte ein junges Mädchen. Es stellte sich heraus, dass der Bus aus einer Seitenstraße abfuhr, kaum dass ich die Haltestelle erreicht hatte. Die Fahrt ging an der mir schon bekannten Küstenstraße entlang.

Der Endpunkt der Buslinie lag hinter Canical, direkt am Einstieg zur Halbinsel. Glücklich angekommen warf ich einen Blick in den Eingangsbereich, ca. 7,2 km Weg lagen vor mir. Ich war gut vorbereitet, Wanderschuhe, Rucksack mit Lebensmittel und natürlich auch meine Kamera.

Auch die östliche Landspitze von Madeira ist ein Schutzgebiet.

Nichts erinnert an die subtropischen Wälder der Nordküste, oder den tropischen Anpflanzungen des Südwestens.

Die Hügel, die man im Verlauf erwandert, sollen 370m hoch sein.  Je weiter ich auf der Halbinsel in Richtung Meer wanderte, wurde der Wind stärker.  Vollkommen ungeschützt ist man besonders den Böen ausgesetzt, wenn man aus dem Windschatten der Berge kommt. Plötzlich und ruckartig erfassen sie einen.

Kein Baum, kein Strauch, eine sehr karge, mit Gräsern bewachsene Landschaft begleitete mich. Diese Felsenlandschaft punktet durch rote und schwarze Gesteinsschichten, Buchten und  Felsen von der Brandung umtost. Vulkanische Felswände sind zu sehen, dunkle basaltische Gesteinsgänge. Im Meer konnte man die Kreise einer Fischzucht – Anlage erkennen.

Diese Halbinsel steht im starken Kontrast zum Rest der Insel. Ich finde das Farbenspiel sehr beeindruckend. Verschiedene Ockertöne, die Gräser, das Grün der Flechten in Felsritzen, die Farbbänder in Rot- Brauntönen. Die starke Reduktion der Landschaft übt auf mich einen großen Reitz aus.

Am Ende der Halbinsel steht ein Besucher – Zentrum. Hier kann man über Flora und Fauna einiges erfahren. Ein Cafe‘ gibt es auch und Bänke unter Palmen.

Doch ich komme nicht ganz bis zu diesem Aussichtspunkt. Der Wind ist inzwischen so stark, dass er ununterbrochen an mir zerrt. Durchgefroren mache ich mich auf den nicht ganz kurzen Rückweg. Angenehm, dass der Wind, je näher ich dem Festland komme, weniger wird. Im Eingangsbereich kuschle ich mich in den Windschatten eines Felsens und packe meinen Rucksack aus. Der Bus kommt erst in einer halben Stunde.

Die Landschaft fest im Blick, genieße ich die Aussicht und mein Pausenbrot. Es ist der vorletzte Tag meiner Reise.