Madeira: Teil 4

2. Rundreise, in den Südosten und Norden

Die Rundreise führt auf der südöstlichen Küstenstraße entlang. Wir kommen am Flughafen vorbei. Die Weiterfahrt lässt uns einen Blick auf die bewaldeten Berghänge nehmen. Auch hier vereinzelte Häuser, Bergeinschnitte mit Terrassen – Feldern. Nach längerer Fahrt durchfahren wir den Ort Canical.

Diese Stadt ist dadurch bekannt, dass hier bis 1986 kommerzieller Walfang betrieben wurde. Es sollen von 1940 – 1981 ca. 6 000 Wale gefangen worden sein. Die heutigen Fischer haben sich auf Tunfisch spezialisiert. Ein größeres Einkommen und mehr Arbeitsplätze bietet der Container- und Frachthafen.

Wir halten im Ort Camacha, etwas außerhalb, auf einem größeren Platz und werden zu einem Gebäude geführt. In zwei Schaufenstern kann man Madeira – Stickerei und Korbflechtarbeiten bewundern. Alles drängt in einen Raum, um dort einem Korbflechter bei der Arbeit zuzusehen.

Es interessiert mich nicht sehr und daher bleibe ich außen vor. Wenn ich mich so umsehe, dann sehe ich hier nichts. Ein Einerlei an Häusern, alle ohne Vorgärten und direkt an der Straße stehend. Kein Mensch ist unterwegs, kein Hund ist zu sehen. Es sieht etwas trostlos und ausgestorben aus. Doch da, in einem Abgang zu einer Seitenstraße, ein Garten am Haus. Ich werde von der üppigen Pflanzenfülle magisch angezogen. Ein großer Baum beschatt den Garten mit seinen vielen Blumen. Ich gehe in  die Seitenstraße hinein. Vielleicht sind ja die Gärten hinter den Häusern. Fast unvermittelt beginnt hinter den Häusern Schotter und Geröll. Nach einer Weile geht das Geröll in einen bewaldeten Abhang über. Das Geröllfeld ist mit Gras und Wildblumen bewachsen.

Ich gehe zur Gruppe zurück, die Weiterfahrt geht jetzt in nördliche Richtung. Wir durchfahren eine üppig bewachsene Landschaft. Einzelne Häuser oder kleinere Gruppen sind über die Hänge verteilt. Wir sehen den Adlerfelsen, ein besonders markanter Felsen und haben tolle Ausblicke

auf Berge und Meer. Der Lorbeerwald ist allgegenwärtig, er nimmt 20% der Landfläche ein und beginnt meist in den höheren Lagen. Nach einem Mittagessen, in einem typischen Lokal, geht die Fahrt weiter nach Santana. Santana ist die größte Gemeinde an der Nordküste. Der Lorbeerwald  musste teilweise dem Ackerbau und der Viehzucht weichen. Er beginnt hier erst ab einer Höhe von 800 m. Die milden Temperaturen, die hohen Niederschläge und der fruchtbare Boden haben zu Wein-, Gemüse- und Blumenanbau geführt.

Vor Winterstürmen schützt man sich durch Heckenanpflanzungen aus Baumheide, Hortensien und Buchsbaum. An einigen Stellen sieht man die spitzgipfligen

Nurdachhäuser, die bekannt sind, wenn man von Santana redet. Die Santana-Häuser (Casas do Colmo) können in dem Freizeitpark, in Rot, Weiß und Blau gestrichen, als Touristen-Attraktion besichtigt werden. Im Erdgeschoss der kleinen Häuser wurde gewohnt, auf einer 2 Ebene darüber, geschlafen. Diese Häuser stehen unter Denkmalschutz und werden in einen Freizeitpark überführt und erhalten. Die Häuser, die noch frei in der Gemeinde stehen, werden nicht mehr bewohnt und dienen meist als Viehställe. Das Gemeindegebiet von Santana reicht vom Meer bis zum Pico Ruivo. Sämtliche Vegetationsstufen der Insel zählen dazu. Aus diesem Grund erklärte die UNESCO das gesamte Gebiet zum Biosphärenreservat.

Überhaupt hat das Parlament der Autonomen Provinz Madeira, insgesamt zwei Drittel der Inselgruppe zum Naturschutzgebiet erklärt (1982), oberhalb von 700 m nahezu alle Flächen. Man will die Pflanzen- und Tierwelt erhalten. Wo sie zerstört und verschwunden ist, wird sie wieder angesiedelt. Erhaltung der Artenvielfalt dient auch dazu den natürlichen Wasserhaushalt wieder herzustellen. Dazu hat man 3 Zonen entwickelt, die  den Interessen Madeiras und seiner Besucher gerecht werden sollen.

Auch auf der Rückfahrt wird der große Reichtum an Pflanzen und Bewaldung noch einmal deutlich. Dieser Teil der Insel scheint besonders klimatisch begünstigt zu sein.

A.MO