Madeira, Teil 2

 

Jardim Botanico da Madeira

Heute möchte ich zum Botanischen Garten von Madeira. Der Eingang liegt in ca. 800 m Höhe. Der Weg dorthin kann mit dem Bus erfolgen oder man nimmt die Seilbahn. Die Seilbahnstation liegt an der Hafen – Promenade. Sie schwebt über die Open-Air-Gasse, über die Dächer der kleinen Häuser, am Bergrücken hinauf. Es bietet sich ein schöner Ausblick auf Funchal und in die Höfe der Häuser.


Der Ausstiegsort der Seilbahn ist noch nicht der Eingang zum Botanischen Garten.
Ein Zwischen-Stopp auf einer Terrasse bietet einen grandiosen Ausblick über Funchal, den Hafen und die nahen Hügel.


Auf dem Weg zum Botanischen Garten kommt man dann an einer Wallfahrtskirche vorbei. Die Wallfahrtskirche Nossa Senhora do Monte  erreicht man nur über eine  große Freitreppe. Den Eingang verzieren zwei große Kachelbilder, mit biblischen Szenen. Die Kirche ist der Jungfrau Maria gewidmet.


Sie soll einer Schäferin im 15. Jahrhundert erschienen sein. Der Statue der Jungfrau Maria werden Wunderheilungen und Hilfe bei Naturkatastrophen nachgesagt.
In einer Nebenkapelle sind die sterblichen Überreste des letzten Kaisers von Österreich-Ungarn beigesetzt. Nach einem verlorenen Krieg und dem Sieg der Demokratie, weigerte er sich abzudanken. Nach einem missglückten Putsch wurde er enteignet und ging nach Madeira ins Exil.

Danach noch ein kleiner, steiler Anstieg und der Eingang zum Jardin Botanico
de Madeira ist erreicht. Das Gelände ist riesig. Es zieht sich am Bergrücken erst abwärts und dann durch Querwege in verschiedene Bereiche. Es stehen sehr viele Palmen, im satten Grün, am Wegrand. Auch hier, die überbordende Fülle der Natur. Überall blüht und grünt etwas. Jeder Fleck, jede Fuge einer Mauer wird bewachsen. Clivien, Agapanthus, Aronstab als Unterpflanzung in einem Waldstück. Lorbeerbäume, Araukarien, eine riesige Zeder, Strelitzien säumen aufgereiht den Weg. Ein wunderbarer Ausblick, an Strelitzien und einem Elefantenfußbaum vorbei, auf Funchal.

 Ein Bereich ist den endemischen Pflanzen Madeiras gewidmet. Ein anderer den Nutzpflanzen der Insel, tropische Obstbäume, Stauden und Kaffeesträucher.  Ein Abschnitt  ist nur mit Sukkulenten und Euphorbien bepflanzt. Einige Besucher haben ihre Namen in die Kakteen geritzt. Agaven blühen, ihre Blütenstände bilden große Bögen. Wildwuchsartige Stellen wechseln sich  mit strukturierten Bereichen ab. Asparagus wuchert um eine Wasserstelle herum. Immer wieder müssen Höhendifferenzen auf dem weitläufigen Gelände gemeistert werden.

 Es gibt so viel zu schauen, so manche Pflanze hat man noch nie gesehen. Alles wächst scheinbar in großer Fülle und ohne Probleme. Einige Gartenbereiche erinnern mich eher an eine Art Urwald.

 Dann das berühmte Mosaik-Beet. Erhöht stehend, kann man über eine Brüstung, auf das Beet herunterschauen. Lässt man den Blick über das Beet hinaus schweifen, dann sieht man Funchal und das Meer.
Ein Teil im Bot. Garten ist im Japanischen Stiel gestaltet. Rote Geländer, ein roter Torbogen bilden mit dem üppigen Grün einen starken Kontrast. Steinfiguren verbreiten asiatisches Flair. Ein Goldfischteich und Azaleen runden das Bild ab

Es gibt die Möglichkeit, sich an einem kleinen Imbiss zu stärken. Weiter geht es!

In einem Bereich sind Tiere im Käfig zu finden. Papageien, eine Schildkröte und Pfaue gehören auch zu diesem Gartenreich.

Die Fülle und Üppigkeit, so finde ich, kann einen fast erschlagen.
Man sollte sich viel Zeit nehmen. Nach einer Rast und  mit neuen Kräften, dass Gelände weiter erkunden.

 Doch für heute ist genug Garten.

Der Rückweg vom Monte kann auch mit den berühmten Korbschlitten erfolgen. Bequeme Weidekörbe auf Kufen, von 2 Schlittenlenkern, den Carreiros mit ihren Strohhüten  gesteuert, sausen die glatte Straße herunter. Ein touristisches Abenteuer für ca. 10 Minuten, dass es nur hier auf Madeira gibt.

Meinen Besuch des Bot. Gartens möchte ich mit einer ersten Wanderung abschließen. Es ist etwas mühsam, den Einstieg zu finden. Inmitten hoher Brennnesseln finde ich das Hinweisschild. Der Weg soll die 800m hangabwärts führen.

Schon kurz nach dem Einstieg war klar, dass war keine gute Idee.
Der Waldboden durch die Trockenheit hart!
Glatt durch das Gefälle!
Keine Stufen!

 Jeder einzelne Schritt musste sorgsam gesetzt werden. Die Füße zur Gangrichtung schräg gestellt. Trotzdem rutschte man gelegentlich ein Stück auf dem Weg abwärts. Links eine hohe Böschung, rechts ein naher Übergang in einen baumbestandenen Abhang. Er führte, sehr steil, in eine tiefe Schlucht. Der Weg zurück wäre  extrem schwierig gewesen. Der Ehrgeiz ließ mich weitergehen, es musste ja bald besser werden. Die Oberschenkel-Muskulatur fing nach einer Weile an, vor Anstrengung zu zittern. Ein Baum war umgestürzt und lag quer über dem Weg. Ich konnte weder über die Böschung ausweichen, noch nach rechts über den Abhang. Jemand vor mir hatte einige Äste, nah am Boden, abgebrochen. Den Rucksack durch diese Lücke geschoben und dann fast bäuchlings unter dem Baum hindurch. Nach ca. einer halben Stunde wurde der Weg etwas leichter zu begehen. Später musste noch eine kleine Schlucht überquert werden. Eine gemauerte Brücke, sehr schmal, mit einem Drahtseil als Geländer. Der Weg wurde immer besser. Er führte mich durch ein Wohnviertel mit Gärten und letztlich bis zur Hafen-Promenade.

Meine armen Beine, dass würde am nächsten Tag einen Muskelkater geben!

Diese Tour verlangte nach reichlich Erfrischung und Belohnung. In meiner Lieblings – Gasse hatte ich dazu Gelegenheit.

A. MO