Madeira, Teil 5

3. Rundreise, in die Mitte und den Osten der Insel.

Als ich am Hotel abgeholt werde, sitzen 3 Leute im Bulli, Engländer. Nachdem ich alle begrüßt hatte, fragte ich den Fahrer, wie groß die Gruppe heute werde? Als er sagt, wir wären vollzählig, fragte ich Ihn, ob ich vorn bei Ihm sitzen dürfe?

Ich durfte, wie wunderbar.

Dort hatte ich eine tolle Aussicht und ich konnte den Fahrer leichter befragen. Wir hatten einen ganz besonders netten Fahrer erwischt, der uns alles zeigen und erklären wollte.

Mit dem Ehepaar und der Begleitung sprach er englisch und mit mir deutsch. Alles im fließenden Wechsel, ich war  beeindruckt. Mein Fahrer, klein, untersetzt und mit schwarz gefärbten Haaren, hat ein Sprachentalent. Auf meine Nachfrage zählte er mir seine Sprachen auf: Portugiesisch, Spanisch, Englisch, Deutsch, Französisch, Italienisch und jetzt würde er Russisch lernen.  Es würden zunehmend mehr Russen nach Madeira kommen. Wir

fuhren an einem Garten vorbei und dicht an den Gartenzaun heran. Ein kleiner Schwatz mit dem Gartenbesitzer ( auf Portugiesisch),  aus dem Autofenster heraus und wir konnten einen Kaffeestrauch und tropische Obstbäume mit Früchten bewundern. Das englische Ehepaar hatte vor Antritt der Fahrt darum gebeten, den Golfplatz von Madeira sehen zu dürfen. Unser Fahrer erfüllte den Wunsch und brachte uns zum Golfplatz.  Es stellte sich heraus, dass die Ehefrau des Paares eine professionelle Golfspielerin war. Sie hatte schon auf fast allen Golfplätzen
der Welt in Turnieren gespielt. Ich hatte dem Fahrer erzählt, ich würde am nächsten Tag die Halbinsel Sao Lourenco erwandern wollen. Er meinte, vom Golfplatz  aus hätte man einen ganz tollen Blick, auf die gesamte Halbinsel. So waren wir alle gespannt, was wir zu sehen bekämen.

Der Fahrer durfte das Gelände vom Santo da Serra Golf Club nicht befahren und so blieben wir im Eingangsbereich stehen. Die drei Engländer stürmten auf das Club-Haus zu. Ich schlenderte über den Golfrasen, beobachtete etwas entfernt Spieler und machte Fotos. Der Fahrer hatte nicht übertrieben. Der hochgelegene Platz und die freie Sicht ermöglichten einen schönen Rundumblick. Da lag sie, meine Halbinsel. Ich hatte mich so darauf versteift Sao Lourenco und den Historischen Lorbeerwald zu sehen. Jetzt kam ich der ganzen Sache näher und freute mich schon auf morgen. Als die Engländer aus dem Club-Haus kamen, machte auch ich mich auf den Weg zum Bulli. Dann ging es nach einer Weile in die Mitte der Insel. Im Reiseführer hatte ich gelesen, dass man vom „Balkones“, einen spektakulären Ausblick auf alle hohen Berge hätte. Die höchsten Gipfel sind : Pico Areirio (1818m), Pico do Gabo (1782m), Pico das Torres (1851m), Pico Ruivo (1862m). Von der Hauptstraße wäre aber noch eine kleine Wanderung nötig gewesen. Daher fuhr unser Fahrer zum Pico Areirio. Von hier soll man den besten Blick auf die zerklüftete

Bergwelt haben. Der direkte Straßenanschluss macht diesen Berg leicht erreichbar. Bis fast ganz nach oben konnte er uns bringen, den Rest mussten wir laufen. Auch hier gab es eine

Aussichtsterrasse und bei gutem Wetter einen Blick in alle Richtungen. Oben auf dem Berg gibt es eine Radar-Station.  Ich begann den Gipfel zu erkunden. Auch hier wunderte ich mich darüber, dass ein Weg, sehr schmal, zum Abhang vollkommen ungesichert war. Mir kamen sogar noch

Leute entgegen und ich kroch fast auf einen Felsen um Platz zu machen. Was für eine Aussicht! Wir waren  über den Wolken. Die Wolken waren aber nur dünn und zerklüftet am Himmel verteilt. Die Fernsicht war daher nicht schlecht, so konnte man auch höhere Berge gut erkennen.

Beeindruckend war für mich aber der Blick in die Tiefe. Die zerklüfteten Bergrücken, an denen gerade der Ginster blühte. Es waren auch einige Steinschichten zu sehen, wie man sie nur im Lavagestein sieht, rot- braune Gesteins-Bänder. Unser Fahrer hatte uns keine Zeit vorgegeben. So konnten wir den Ausblick lange genießen.

Die Weiterfahrt brachte uns am Adlerfelsen vorbei. Der Fahrer hielt für mich, so konnte ich auch

von hier einen guten Blick auf die Halbinsel werfen. Am Rand von  Porto da Cruz hielten wir vor einer alten Zuckerrohrfabrik. Die Engländer gingen in die Probierstube, um Alkohol zu kaufen. Ich hatte eine langgestreckte Scheune ausfindig gemacht. Vorsichtig  sah ich durch das weit geöffnete Tor. Kein Mensch war zu sehen, mitten im Raum stand eine große, alte Maschine. Sie erinnerte mich ein bisschen an einen Mähdrescher. An einem Ende war ein Bereich, der so aussah, als würde hier das Zuckerrohr hineingezogen. In mehreren Durchgängen wird das Zuckerrohr gepresst

und ein trüber Zuckerrohrsaft aufgefangen. Neben der Probierstube stand ebenfalls eine Tür offen, die mein Interesse weckte. Hier waren, in einer kleinen Kammer, lauter Fässer in Regalen gestapelt. Als ich zu unserem Fahrer ging, kam ein Lastwagen mit einer Ladung Zuckerrohr. Er parkte

hinter unserem Bulli. Ihm folgte ein weiteres Gefährt mit Zuckerrohr. Der Fahrer versuchte am ersten Gespann vorbei zu kommen. An beiden Lastwagen kragte das Zuckerrohr über die Ladefläche hinaus. Die Ladungen verfingen sich, Teile des Zuckerrohrs brachen ab. Mein Fahrer holte ein Bruchstück und gab  es mir.  „Du musst auf dem Rohr herumkauen, bis die Fasern weich sind. Dann kannst du den Zuckergehalt schmecken“, sagte er. Ich kaute noch auf meinem Zuckerrohr-Lolli herum, als die Engländer mit Ihren Einkäufen zurückkamen. Dann konnte ich den Zuckergehalt schmecken, widerlich süß. Das hatte ich so nicht erwartet. Ich durfte, auf der Rückfahrt, meinen Lolli aus dem Fenster, in die Botanik werfen.

Diese Rundreise war nun zu Ende. Es war für mich ein so schöner Tag, mit einem so netten Fahrer, der sich von meiner Neugier anstecken ließ.

Mein Hotel servierte seinen Gästen, ab einer bestimmten Uhrzeit Sun-Downer. In alkoholischer oder nichtalkoholischer Form, konnte man Cocktails bekommen. Ein schöner Moment, in der abnehmenden Sonne zu sitzen, den Blick auf das Meer geheftet und den Tag an sich vorbeiziehen zu lassen.

Bild: Martha Holtmann

Gedanken nachhängen –  was ist morgen?
Ach ja, die Halbinsel Ponta de Sao Lourenco. Das wird toll!
Heute war auch ein schöner Tag …….

A.MO.