Kontraste entstehen durch eine gelungene Mischung verschiedener Strukturen. Jede Pflanze steuert dazu ihre eigene, unverwechselbare Gestalt bei.
Das Spiel der Wuchsformen, das Aufeinandertreffen von unterschiedlichen Staudengestalten in einem Beet bestimmen das Gesamtbild der Pflanzung. Auch die Struktur und Transparenz einer Pflanze sind wichtige Stilmittel, unverzichtbar z. B. bei vielen unscheinbar blühenden oder blütenlosen Pflanzen.
Jede Art hat eine eigene, für sie ganz typische Struktur, dennoch lassen sich alle Stauden und Sommerblumen einem bestimmten, charakteristischen Wuchstypus zuordnen:
- Flach ausbreitende Bodendeckermatten
- Rosettenpflanzen
- Kompakte Polsterstauden
- Horste mit vielen aufrechten Trieben
- dickichtartige, Ausläufer treibende Stauden
- Individualisten mit nur einem Stängel
In den meisten Beet Pflanzungen werden Bodendecker, Polster und Individualisten miteinander kombiniert. Im Steingarten überwiegen Rosetten, Matten und Polster. In Wildstaudenpflanzungen Horste und dickichtartige, ergänzt von zahlreichen flachwüchsigen Pflanzen. Sommerblumen, die vornehmlich ihrer Blütenfülle wegen verwendet werden, gewinnen zusätzlich an Reiz, wenn sie durch das Spiel unterschiedlicher Wuchsformen in ihrem Aussehen gesteigert werden.
Viele wuchernde, dickichtartige Wildformen wurden gezähmt und in ihrer Aggressivität besänftigt. Hinweise dazu findet man in den jeweiligen Sortenspiegeln.
Strukturtypen
Mit dem Begriff Struktur charakterisiert man die Wuchsform einer Pflanze als Ausdruck für die individuelle Wuchsrichtung ihrer Stängel und Triebe.
Es gibt sieben verschiedene Typen:
- vertikal oder senkrecht
- schräg aufrecht
- übergeneigt
- überhängend
- horizontal oder bodendeckend
- bizarr oder unregelmäßig
- indifferent
Grafische Effekte
Grundsätzlich unterscheidet man in einem Pflanzenbestand strukturbetonte und strukturarme Varianten. Während strukturbetonte Formen wie Gräser eine grafische Wirkung erzielen, sind die Strukturen von dicht belaubten und mit hunderten von Blüten übersäten Prachtstauden kaum noch zu erahnen. Strukturen zeichnen sich insbesondere entweder im Frühling ab, wenn sie die noch unbeblätterten Triebe ausgeformt, wie bei den Pfingstrosen, oder im Spätherbst, wenn sie wie beim Brandkraut von Raureif oder erstem leichten Schnee in ihrer Wirkung nachgezeichnet und verdoppelt werden. Auch Regentropfen können wie Perlen an einer Schnur wunderschön akzentuieren, z. B. wie bei Tränenden Herz. Auffällige Farben, wie die leuchtend roten Stängel der Feuer-Wolfsmilch im Herbst heben diese dann noch besonders hervor. Strukturen sind nicht immer konstant, sie können sich im Verlauf der Vegetationsperiode verändern. Anfänglich straff aufrechte Gräser präsentieren sich z. B. im Spätsommer unter der Last der Ähren bogenförmig geneigt.
Mit Strukturen gestalten
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, unterschiedliche Strukturen einzusetzen. Ähnlich dem Blütenfarben, kann man für den Aufbau einer Gruppierung vorzugsweise eine einzige Wuchsform verwenden. Es wirkt zurückhaltend bis monoton, wenn sie sich weder in der Größe noch durch sonstige Merkmale unterscheidet (z. B. wiesenartige Pflanzungen). Monostrukturen ergeben sich auch, wenn man ähnliche Formen verwendet, die sich allenfalls durch gestaffelte Größen und Breiten voneinander abgrenzen. Vielfältig und bewegt wirken dagegen variantenreiche Kombinationen, deren Reiz von Kontrasten lebt. Dazu kombiniert man beispielsweise gegensätzliche Verzweigungsrichtungen, dichten und transparenten Wuchs oder strebt den Gegensatz von Individualisten und Massenpflanzen an.
Feste Regeln gibt es nicht. Ausschlaggebend ist allein der Wunsch nach reduzierten oder verstärkten Kontrasten, nach Einfachheit oder Komplexität und außerdem, wie zurückhaltend oder ausdrucksstark man eine Pflanzgruppe erleben möchte (z.B. kolbenförmige Königskerzen-Kandelaber und stahlblaue, bizarre Edeldistel).
Transparenz und Dichte
Zusätzlich lässt sich die Fülle der Belaubung als Stilmittel einsetzen. Transparenzstufen zu unterscheiden ist nicht ganz einfach, da es sich mehr um eine gefühlsmäßige Differenzierung handelt.
- Dünn und zart belaubt: Man kann durch die Pflanzen hindurchschauen, wie beim Schleierkraut.
- Mäßig dicht belaubt: Das Innere der Staude ist andeutungsweise noch erkennbar, wie bei der Kap-Fuchsie.
- Dicht und geschlossen belaubt: Man nimmt nur noch das Volumen und den Umriss der gesamten Gestalt, wie beim Wasserdost, wahr.
Quelle: Garten Blumen, Bernd Hertle, Peter Kiermeier